Knowwhy

Michael Kuhn – Arguing about theories and political opinions

Worum es im Krieg geht und was man besser tun und lassen sollte – Warum Friede und Krieg Variationen derselben Staatsrationalität sind

(Dieser blog ist ein Beitrag zum „Polit Talk“ am 5. Juni um 11 Uhr CET über den Krieg in der Ukraine)

1.Schädliche Dummheiten 

Das stimmt schon: greift ein Staat einen anderen Staat in einem Krieg an, dessen Staatsbürgerschaft man hat, wird man zum feindlichen Objekt des angreifenden Staates. So wie in der Ukraine, wird jeder Ukrainer zum feindlichen Objekt des angreifenden Staates Russland und jeder Russe Feind der Ukraine. Im Krieg regiert der politische Rassismus pur.

Trotzdem ist es eine Dummheit, sich im Umkehrschluß, sich diesen politischen Rassismus zu eigen zu machen und sich dem Krieg des eigenen Staates gegen den angreifenden Staat anzuschließen. Warum ist das so? Das ist, auch wenn es hart klingt, streng genommen nicht deswegen eine Dummheit, weil man mit dieser Entscheidung und seinem Eintreten in den Krieg des eigenen Staates sein Leben riskiert. Gegen diese Begründung, seinem Staat nicht in einen Krieg zu folgen, kann man nämlich zurecht einwenden, dass das einen vor der kriegerischen Gewalt des anderen Staates überhaupt nicht schützt. Das ist so, Staaten, die sich im Krieg mit anderen Staaten befinden, machen überhaupt keine Unterscheidung zwischen Bürgern des anderen Staates, den sie bekriegen, und richten ihre Gewalt nur gegen die Bürger des anderen Staates, die sich dem Krieg ihres eigenen Staates anschließen. Wie gesagt politischer Rassismus pur, nicht nur ideologisch, sondern praktiziert.  Es ist tatsächlich so, dass die Entscheidung, sich der Feindschaft des eigenen Staates gegenüber einem anderen nicht anzuschließen, einem die Feindseligkeit des anderen Staates, also die Gefahr in einem Krieg von einem anderen Staat getötet zu werden, gar nicht erspart. Der Umkehrschluß, dass man deswegen sich im Interesse, sich vor den Gefahren eines Krieges für Leib und Leben durch den Krieg eines anderen Staates gegen den eigenen Staat zu schützen, indem man sich dem Krieg seines eigenen Staates anschließt, ist schon deswegen trotzdem eine Dummheit, weil es schlicht auch nicht stimmt, dass man damit sein Leben schützt. Wie man sieht, streng genommen, muß man schon vorher was falsch gemacht haben, wenn man keinen Krieg will. Dazu später.

Tatsächlich ist es ja exakt diese offenkundige Lüge, mit der Staaten ihre Staatsbürger zum Eintreten ihrer Bürger in ihre Kriege mit anderen Staaten bewegen wollen, ihre Antwort auf den Krieg eines anderen Staates mit dem Eintreten des eigenen Staates in diesen Krieg sei dazu da, die Bürger dieses Staates vor der Gewalt des anderen Staates zu schützen. Die Verbreitung von gruseligen Bildern über Bürger des eigenen Staates, die der andere Staat im Krieg getötet hat, soll diesen dummen Schluß, dass man dem eigenen Staat deswegen in seinen Krieg folgen soll, beweisen, weil man damit vor den Angriffen des anderen Staates geschützt würde. Das ist, wie diese Bilder beweisen, dann in diesen Fällen nicht nur schief gegangen. Der Beweis selber ist so irre, sich ausgerechnet mit dem Eintreten in einen Krieg auf der Seite des eigenen Staates vor den Gefahren eines Krieges für Leib und Leben zu schützen; trotzdem benutzen Staaten im Krieg diesen irren Beweis, um ihren Bürgern in ihrer Angst den dummen Fehlschluß nahezulegen, sie könnten sich vor solchen den Gefahren des Krieges schützen, indem sie sich dem Krieg ihres Staates anschließen. 

Und solche Fehlschlüsse gibt es tatsächlich nicht nur in Ausnahmenfällen. Tatsächlich machen nicht wenige Bürger vor allem im Krieg aus Angst vor den kriegerischen Aktivitäten des feindlichen Staates, der ja tatsächlich seine kriegerischen Aktivtäten nicht nach der Frage sortiert, ob Staatsbürger eines anderen Staates dem Krieg ihres eigenen Staates folgen oder nicht, die Dummheit und glauben, es schütze sie vor dem Krieg des anderen Staates, wenn sie diesen mit dem Krieg ihres eigenen Staates entgegentreten. Und es diese Dummheit, das Eintreten für den Krieg des eigenen Staates schütze die Bürger dieses Staates vor den kriegerischen Aktivitäten des anderen Staates, auf dem die ganze Kriegspropaganda beruht: mit dem Verweis auf die ausgiebig bebilderten kriegerischen Opfer, die der andere Staat mit seinem Krieg ja tatsächlich laufend – es ist ja Krieg – produziert,  werden die Bürger agitiert, sich für den eigenen Staat in das Gemetzel zu stürzen, weil der sie damit vor dem Gemetzel schütze.  Staaten selber wissen gleichwohl sehr genau, dass solche dummen Schlüsse, man könne sein Leben vor den kriegerischen Aktionen eines anderen Staates schützen, indem man sich dem Krieg des eigenen Staates anschließt, nichts als dumme Schlüsse sind. Staaten, die Kriege führen, sei es auf der Seite des angreifenden oder der Seite des Staates, der sich verteidigt, wissen sehr genau, dass in ihren Kriegen ihre Bürger ihr Leben riskieren, schließlich sind die Bürger auf beiden Seiten des Krieges diejenigen, die die kriegerische Gewalt im Auftrag der Politiker ihrer Staaten exekutieren und ein Krieg besteht nun mal in gar nichts anderem als darin die Gewaltmittel des anderen Staates zu zerstören, also dessen Bürger. Denn trotz aller technischen Raffinessen der Waffen, bleiben es auf beiden Seiten die Staatsbürger, die diese Waffen zum Einsatz bringen, die beide Seiten daher in einem Krieg töten, um einen Krieg zu gewinnen. 

Weil das so ist, dass Kriege keine Staatbürger schützen, wie diese mit ihrer Kriegspropaganda glauben machen wollen, verlassen sich Staaten auch nicht auf den falschen Schluß, ein Staat schützt seine Bürger in einem Krieg vor den Gefahren für die Bürger durch den feindlichen Staat und machen ihre Kriege von diesen oder ähnlichen Abwägungen ihrer Bürger abhängig, sondern zwingen mit ihrem Gewaltmonopol ihre Bürger als Soldaten ihre Kriege auszutragen. Was sollen auch für irgendeinen Staatsbürger auf welcher Seite von kriegführenden Staaten auch immer einsichtige Gründe sein für Aktivitäten, bei denen von denen, die diese in die Tat umsetzen, nichts übrigbleibt. Wie kann es gute Gründe für Ziele geben, deren Verfolgung diejenigen, die die Verfolgung dieser Ziele in die Tat umsetzen, durch die Verfolgung dieser Ziele ihr Leben kostet? Staaten wissen um die Verrücktheit dieser Ziele aus der Sicht der Staatsbürger und zwingen sie daher mit ihrer Gewalt, solche Ziele im Auftrag von Staaten zu exekutieren – und verwenden neben ihren aufwendigen Aktivitäten für die Herstellung ihrer technischen militärischen Kriegsfähigkeit allerlei aufwendige Aktivitäten für ihre Kriegspropaganda zur Herstellung der Kriegswilligkeit ihrer Bürger, damit sie sich die staatlichen Kriegsziele zu eigen machen, weil diese Kriegswilligkeit ihre entscheidende Waffe bleibt.

Und was sind dann solche Ziele eines Krieges, die sich Bürger zu eigen machen sollen, aber weil sie ihr Leben kosten, zur Durchführung dieser Ziele durch Kriege von ihren Staaten gezwungen werden? Ziele, die Bürger verfolgen, können das nicht sein, wenn die Verfolgung dieser Ziele darin besteht, seine Existenz herzugeben. Wofür eigentlich? Worum geht es in Kriegen eigentlich?  Um die Bestreitung der Souveränität von Staaten über Land und Leute, also um die Existenz von Staaten. Für die Infragestellung der Existenz von Staaten, werden die Bürger von Staaten gezwungen ihre Existenz einzusetzen. Und was begründet für Staaten, deren ganze Sorgen immerzu dem Leben und den Interessen der Bürger gelten sollen, was begründet das Hergeben der Existenz der Bürger für die Existenz von Staaten, wenn deren Mission darin bestehen soll, für das Leben der Bürger einzutreten?

Irgendwas stimmt hier sehr grundsätzlich nicht, wenn die Rettung der Existenz von Staaten, deren Aufgabe sein soll, sich um die Existenz der Bürger zu kümmern, für die Erhaltung ihrer Existenz die Existenz der Bürger opfern, deren Existenzfürsorge die Existenz von Staaten dienen soll. 

Anstatt sich in einen Krieg, bei dem es um Interessen von Bürgern schon deswegen nicht gehen kann, weil Kriege den Tod von Bürgern als Mittel ihrer erfolgreichen Durchführung einsetzen, anstatt sich in einen Krieg mit falschen Schlußfolgerungen auf Seiten des eigenen Staates hineinziehen zu lassen, fragt man sich besser mal, worum es in einem Krieg eigentlich geht, wenn es um eines sicher nicht geht, um den Schutz von Bürgern oder gar die Interessen von Bürgern.

Obendrein: Es ist ja tatsächlich so, wie schon oben gesagt, dass selbst diejenigen, die sich auf diesen dummen Fehlschluß nicht einlassen, das Eintreten für den Krieg des eigenen Staates gegen einen anderen, schütze einen vor den kriegerischen Aktivitäten des feindlichen anderen Staates, und die mit ihrer Weigerung in den Krieg einzutreten, vor den feindlichen Aktivitäten geschützt wären. Staaten machen bekanntlich im Grunde nie und schon gar nicht im Krieg Unterschiede zwischen den Bürgern des bekriegten Staates. Für sie sind Staatsbürger egal was diese denken, im Krieg menschliche Ressourcen für den Krieg des anderen Staates und die Überzeugungsmethode, die Not der Leute zu benutzen, um sie zu überzeugen, dass ihre Dienstbarkeit für andere das Beste für sie selber ist, diese Tour, einer Sorte Argumentation, die man anderswo auch Erpressung nennt, ist ohnehin dieses Grundprinzip staatlicher Überzeugungskunst, der Erpressung mit der von ihm geschaffenen Not,  und dies nicht erst im Krieg.   Also nochmal: Wer Krieg nicht will, der fragt sich also besser mal, worum es in einem Krieg eigentlich geht, damit man weiß, was man tun kann, damit es dazu erst gar nicht kommt und man so oder so, egal was man will, in Kriege reingezogen wird. Und tatsächlich lässt sich aus der  Behandlung der Staatsbürger des anderen Staates als Machtressource des anderen Staates schon alles wichtige darüber entnehmen, was Kriege sind, worum es in ihnen geht und welche Rolle darin Bürger spielen – also auch darüber, was man tun kann, damit man erst gar nicht in die Situation kommt, dass man, egal was man über einen Krieg denkt, trotzdem in einen Krieg bloß dank seiner Staatsbürgerschaft hineingezogen wird. Auch wenn es dazu in diesem Fall – jedenfalls für die Bürger der am Krieg beteiligten Staaten – zu spät ist, wenn der Krieg da ist, dies zu wissen, kann einen wenigsten vor anderen größeren Dummheiten bewahren.    

2. Was sind Kriege eigentlich und worum es dabei geht

Auch wenn es jeder natürlich dank 200 jähriger Erfahrung mit all den Kriegen unter kapitalistischen Staaten rund um den Erdball weiß was Kriege sind und man sich  nach 200 Jahren solcher Kriege daran gewöhnt zu haben scheint, dass Kriege zu diesen kapitalistischen Gesellschaften und ihrer Staatenwelt einfach dazugehören und irgendwie, auch dank der verrückten Aufklärungen von Wissenschaften für das allermenschlichste hält,  sollte man sich mal im 21. Jahrhundert vergegenwärtigen, was da die hochverehrten politischen Führer der Staaten dieser Welt aus Staaten, jener allseits gelobten historischen zivilisatorischen Errungenschaft, anstellen, wenn diese dank ihres Entscheidungs- und Gewaltmonopols über ihre nationalen Gesellschaften und dank der führenden Position ihrer Staaten in der Staatenwelt mit dem Leben der Menschheit anrichten, wenn sie entscheiden Krieg zu führen. 

Was ist das eigentlich für eine Sorte Streit und worum geht es in diesen Konflikten zwischen Staaten, wenn Staaten Kriege ausfechten? Zunächst, worum geht es in diesen kriegerischen Konflikten: Haben die streitenden Staaten gegensätzliche Vorstellungen über so existentiell wichtige Fragen, wie man am besten die Mitglieder dieser Gemeinschaften mit Lebensmitteln versorgt, oder wie Staaten dies untereinander abstimmen? Streiten sie darüber, welche Produkte ihre Gesellschaften herstellen sollen und welche nicht?  Streiten sie darüber, wer was davon bekommt? Streiten sie darüber, welche natürlichen Ressourcen ihre Wirtschaften für die Produktion welcher Produkte verwenden sollen? Streiten sie sich darüber, wie sie die hergestellten Produkte zwischen ihren Gesellschaften verteilen? Können sie sich nicht einigen, wie man den mit Müll versauten Erdball wieder lebenswert herrichtet? Haben sie Konflikte darüber, wie die Mitglieder ihrer Gesellschaften politische Entscheidungen treffen?  Nichts dergleichen, darüber könnte man tatsächlich streiten und tatsächlich, da soll man sich nichts vormachen, solche Sorten Streit sind dank ihres rationalen Gegenstandes nicht immer mit dem Einverständnis aller zu entscheiden, aber eins ist auch sicher: solche Konflikte über solche Fragen entscheidet man sicher nicht mit Krieg. Im Krieg geht es überhaupt nicht um solche Fragen. Worüber streiten Staaten im Krieg? 

Kriege sind kein Streit über irgendwelche Fragen, die das Leben der Bürger betreffen. Kriege sind Konflikte zwischen Staaten und der Konfliktgegenstand ist das, was Staaten im innersten ausmacht, was sie ihrer Natur nach sind, das ist ihre Souveränität über Land und Leute in den Grenzen, in denen ihre Souveränität, sprich in denen ihr Gewaltmonopol gilt. Im Krieg streiten Staaten darüber, nicht ob es Staaten geben soll; die Auslöschung eines Staates durch Krieg ersetzt diesen nur durch einen anderen Staat; in Kriegen sind Staaten das Subjekt dieser Sorte Gewalt und das was Staaten elementar sind, ihre souveräne Gewalt über ein Stück Land und vor allem die Leute, die dort wohnen. Kriege entscheiden darüber, welcher Staat das Gewaltmonopol über Land und Leute in einem Staatsgebiet hat, welcher das – tautologisch gesprochen – ausschließliche  Gewaltmonopol über diesen Teil der Erde besitzt. Und diese Frage, wer hat das Monopol an Gewalt, lässt sich tatsächlich nur damit entscheiden, wer die schlagkräftigere Gewalt hat, also die Gewalt über die Gewalt des anderen hat, also dessen Gewalt entmachtet. Dass zu entscheiden, welcher Staat kann mit seinen Gewaltmitteln die Gewaltmittel des anderen ausschalten und sich damit zum Gewaltmonopolisten zu machen, das ist Krieg. Und es ist diese Entscheidungsfindung, wer hat die schlagkräftigsten Gewaltmittel, die den Gewaltmitteln der anderen Seiten ihre Gewalt nehmen, es ist diese Sorte Entscheidungsfindung, die – wie soll das anders gehen, wenn es um das Gewaltmonopol gestritten wird – als diese Gewalt- und Zerstörungsorgie ausgetragen wird. Auch demokratische Staaten sind reine Gewaltapparate. Wenn solche Staaten ihre politischen Programme innerhalb der Gesellschaften, die sie regieren, mit ihrem Gewaltmonopol mit Mitteln der Gewalt durchsetzen, wie anders als mit dem Einsatz aller Gewaltmittel, über die sie verfügen, sollten sie dann ihre politischen Programme gegenüber anderen Staaten, erst recht wenn es um die Frage geht, welche Staatsgewalt über Land und Leute in einem Staatsgebiet regiert, als mit den speziell für solche Fälle entwickelten Gewaltmitteln, ihrem Militär, durchsetzen.

Kriege sind ein sehr archaisch anmutender aberwitziger Zerstörungsakt, in dem gnadenlos aller Reichtum zerstört wird, der gleichwohl so nur von politischen Gewaltmonopolisten der modernen Bürgergesellschaften ausgetragen wird,  bei dem sich diese Gewaltmaschinerien und die sie bedienenden Bürger in Uniform darin messen, wer die bessere Zerstörungsmaschinerie besitzt und wem es gelingt, die Gewaltmaschinerie vor allem mittels der Tötung des Bedienungspersonals des anderen zu Schrott zu machen, also vor allem die versoldateten Bürger der Gegenseite zu töten. Wie sehr in diesen zwischen den Staaten von Bürgergesellschaften ausgefochtenem Kriegen über das gewaltpotentere Gewaltmonopol nicht nur die versoldateten Bürger Objekt der kriegerischen Gewalt sind und dies nicht nur als Nebeneffekt, ist aus Kriegshandlungen ersichtlich, die kriegsentscheident sind, indem sie einem befeindeten Staat dessen Herrschaftsbasis wegbomben. Der zweite Weltkrieg liefert reichlich Beispiele dafür, wie Staaten mit ihrem Krieg mittels der Vernichtung der entscheidenden Machtbasis der Staaten von Bürgergesellschaften mit dem Zerbomben der Bürger Kriege für sich entscheiden.  Atombomben sind für die Vernichtung der Bürger als das elementare Arsenal der Staatsgewalt von Bürgergesellschaften das trefflichste Kriegsgerät. Doch nicht nur die in ihren Kriegen verwendeten Waffen und ihre Ziele verraten die Kriegssubjekte als kapitalistische Staaten mit ihren dienstbaren Bürgergesellschaften als Lebenselixier dieser Staaten, jene Gewaltmonopolisten über diese Bürgergesellschaften, die sich ihr Gewaltmonopol streitig machen, sondern verraten auch das politische Programm, das diese Staaten mit diesen Kriegen durchgesetzen.

Im Krieg in der Ukraine messen Staaten, die Weltmächte über die Staatenwelt sind, die USA mit all ihren in der Nato verbündeten Staaten auf der einen Seite und Russland auf der anderen, das mit dem Krieg den Anspruch aufmacht, als Weltmacht durch erstere respektiert zu werden, in diesem Krieg messen Staaten ihre Macht als Weltmächte, also Staaten, die die Staatenwelt und ihre nationalen Bürgergesellschaften regieren.

Was Staaten an technischem Wissen mobilisieren, mit denen sie Machtmittel kreieren lassen, mit denen die Machtmittel anderer Staaten zerstört werden können, sagt dabei bereits eine Menge darüber aus, was Gewaltmonopololisten für bedeutsam halten und den Bürgern als ihre Angelegenheit aufhalsen: nichts ist ihnen wertvoller als ihr Gewaltmonopol, für das sie Unsummen an ökonomischen Mitteln in technisches Wissen und Waffen stecken und auf der Gegenseite zerstören, mit dem sie sich Gewaltmittel verschaffen, die geeignet sind, ihr Gewaltmonopol über Land und Leute gegenüber anderen Gewaltmonopolisten durchzusetzen, wenn diese einander ihr Gewaltmonopol streitig machen. 

Und dies sagt bereits alles wichtige über das politische Programm aus, für das sich die Gewaltmonopolisten ihr Gewaltmonopol streitig machen, allen voran jene Staaten, die damit ihre weltweite Macht über die Welt der Staaten und über deren internationale Beziehungen durchsetzen. Die Welt aus Bürgergesellschaften und ihren Staaten, von diesen Staaten  konstruiert als die Benutzung ihrer Staatsvölker für ihre wechselseitige Feindschaft im Kampf um ihren Anteil an einem Reichtum, bei dem der Gewinner der ist, dem es am erfolgreichsten gelingt, den Bürgern dieser Erde die Produktion dieses Reichtum auf Kosten ihres Konsums, also mittels ihrer Armut, abzuzwingen und bei den Reichen dieser Welt anzuhäufen, dies  ist das politische Programm, für das Staaten mit ihrem Gewaltmonopol die Bürger der Welt einspannen und für das die Bürgergesellschaften aller Staaten einander darüber ökonomisch, politisch und militärisch bekriegen, um zu entscheiden, wer der Staatenwelt vorschreiben kann, wie diese sich an diesem Dauerkrieg um die Eroberung und Aneignung dieser Sorte Reichtum beteiligen dürfen.  Solche Fragen, bei denen es um darum geht, welcher Staat welche Gewalt über die Gewalt anderer Staaten hat, solche Fragen lassen sich überhaupt nur mit dieser Sorte kriegerischer Gewalt lösen, also mit diesem kriegerischen Messen der Gewalt zwischen den Staaten und in solchen Konflikten zwischen Staaten, die die Staatenwelt kommandieren, ist das Vernichten von Land und Leuten anderer Staaten, das Gegenteil eines archaischen Irrsinns, sondern die politische gezielt eingesetzte Zerstörung der Machtmittel von Staaten, die sich dank ihrer Gewaltmittel den kommandierenden Staaten nicht fügen oder die, wie im Falle Russlands, eine globale Kommandogewalt in der Staatenwelt erobern wollen. In diesen Kriegen für ihren Staat zeigt ist deswegen das Sterben der Bürger für ihren Staat kein Gegensatz zu dem von diesen Staaten behaupteten Dienst am Bürger ist, sondern für Staaten eine als Heldentat verehrte Erfüllung ihrer Staatsbürgerschaft.  

3. Was kann man tun?

Im Krieg entblößen Staaten also ziemlich unmissverständlich worum es ihnen wirklich geht und zwar im Krieg und nicht nur da, sondern überhaupt. Allen voran widerlegen Staaten in ihren Kriegen und der sie begleitenden Agitation der Bürger ihre Lebenslüge, Staaten von Bürgergesellschaften seien eine politische Einrichtung, die für nichts als für die Bürger da sei. Dass dies genau umgekehrt ist, dass das Staatsvolk für den Staat da ist, das kann man nicht nur dem Zynismus entnehmen, mit dem ein Staat im Krieg ihnen die Sorgen um ihr schieres Überleben, die kein anderer als er selber ihnen mit einem Krieg aufhalst, diese Sorgen der Bürger zu Überleben ausgerechnet als Ziel seines Krieges gegen einen anderen Staat behauptet, und das im Krieg, in dem er für die Sicherung seiner Existenz gegenüber anderen Staaten die Existenz seine Bürger verheizt und als Heldentum feiert. Aber dies, dass es das Staatsvolk ist, das der Diener des Staates ist und nicht umgekehrt wie Staaten und ihre versammelten Claqueurs behaupten, das kann man nicht erst diesem Zynismus entnehmen, mit der die politische Klasse, die Funktionäre von Staaten, im Krieg die Existenz der politischen Gewalt von Bürgergesellschaften mit der Existenz von Bürgern gleichsetzen, als wäre ein Krieg nicht die Verteidigung des Gewaltmonopols eines Staates über Land und Leute gegen den Zugriff eines anderen Staates auf das Objekt seiner Herrschaft,  sondern als wären Bürger und ihre politische Herrschaft dasselbe, geradezu als verlören Bürger ihre Existenz, wenn die politische Herrschaft eines Staates von einem anderen dank eines gewonnen Krieges übernommen wird. Sicher, für die politische Klasse eines Staates, steht tatsächlich mit der der Existenz eines Gewaltmonopols, das sie exekutieren, ihre Existenz auf dem Spiel, obgleich diese politische Klasse das sehr flexible ist. Aus den von den USA besiegten deutschen Nazi-Politikern Deutschlands sind von einem Tag auf den anderen hilfreiche Politiker im neuen Kriegsprojekt gegen die im Krieg gegen Deutschland mit den USA verbündete Sowjetunion geworden.  Da besteht schon eine gewisse Flexibilität. Und die Bürger? Was ändert sich im Krieg, wenn die Ukraine russischen oder amerikanischen Politiker gehorcht, ob damit der dort produzierte Reichtum Oligarchen oder Kapitalisten bereichert und ob dieser Reichtum in Rubel oder in Dollar verrechnet wird. Aus der Sicht von Bürgern bleibt das prinzipiell dasselbe.  Was da insbesondere zu Zeiten einer Welt, die aus prinzipiell denselben Staaten existiert, in Kriegen ausgetauscht wird, ist die Zuordnung der Bürger zu einem Staat, ihre Nationalität. Das war es schon. Ansonsten ändert sich da nicht allzuviel, jedenfalls ist das Ende der Existenz eines Nationalstaates nicht das Ende der Existenz der Bürger, wenn die politische Herrschaft von einem anderen Staat dank eines Krieges übernommen wird. Dann machen Bürger ziemlich dasselbe, was sie immer machen, sie gehen arbeiten, schicken ihre Kinder zu Schule und zahlen ihre Steuern. Das war‘s schon, wenn man noch ergänzt, dass sie in ihrer vierjährlichen staatbürgerlichen Übung sich aussuchen dürfen, welche Leute die Staatgeschäfte führen, die heißen dann anders. Die Behauptung von kriegführenden Staaten, mit dem Angriff auf die Existenz eines Staates wäre die Existenz der Bürger angegriffen, ist jedenfalls eine ziemlich durchsichtige Lüge, mit der sie ihre Bürger für das Hergeben ihrer Existenz für die Verteidigung der Existenz ihrer politischen Herrschaft und der diese Herrschaft tragenden politischen Eliten bewegen wollen. Denn ohne den Einsatz der versoldateten Bürger schießt nicht nur kein Gewehr eine einzige Kugel auf die Bürger eines anderen Staates, ein Krieg ohne den Einsatz der Bürger geht mit den tollsten Waffen nicht. Ohne Bürger geht nichts in den Staaten dieser Bürgergesellschaften.

Aber nicht nur im Krieg ist das so, wichtiger ist, das der Auf- und Ausbau staatlicher Macht bis hin zum Messen der Macht von Staaten in Kriegen untereinander selber auch nur das Ergebnis des Einsatzes der Bürger von Staaten unter Anleitung der staatlichen politischen Funktionäre ist. Das Messen der Macht, die Staaten in Kriegen aneinander für ihre Macht übereinander einsetzen und die sie dank der Verfügung über genug Machtmittel überhaupt erst zu diesem Mächtemessen instand setzt, so ist es der Einsatz der Bürger, der ihnen für dieses Kräftemessen die Machtmittel besorgt. Staaten beziehen nämlich diese Machtmittel aus dem ganz alltäglichen Einsatz ihrer Bürger, mit dem diese ihr Geld verdienen und mit dem sie und niemand sonst den Reichtum erarbeiten, von dem Staaten ihren Anteil für ihre Machtmittel abschöpfen. Dass überhaupt nur deswegen Bürgern die Sorge, sich um ihre alltägliche Existenz nicht anders als das Abliefern ihrer Arbeit zur Vermehrung des Reichtums derer, die ihn reichlich haben, erlaubt wird, es also Staaten sind, die diese Sorte der schlichten Existenzsicherung von Bürgern von der Vermehrung des Reichtums derer die ihn haben durch die Arbeit abhängig machen, es also die Bürger sind die all diesen Reichtum erarbeiten, von dem Staaten ihren Anteil für ihre politischen Aktivitäten inklusive für ihre militärischen Gewaltmittel absahnen, das ist eine andere Geschichte. Festzuhalten bleibt hier, dass es das Staatsvolk ist, das über diesen ökonomischen Mechanismus des normalen Gelderwerbs von Bürgern für ihren Lebensunterhalt und des damit erwirtschafteten Reichtums, von dem Staaten ihre Machtmittel beziehen, mit diesem Mechanismus Staaten ihr Staatsvolk schon in Friedenszeiten für ihre Machtgerangel mit anderen Staaten benutzen, und nicht, wie sie es gern glauben machen wollen, umgekehrt. Von den alltäglichen Konflikten zwischen Staaten über Marktanteile für ihre Geschäftswelt, über die Ruinierung der Wirtschaften von anderen Staaten durch Wirtschaftssanktionen bis hin zum Krieg zwischen Staaten ist der Weg nicht so weit. Es sind diese Machtmittel, die die Bürger für ihre Staaten erarbeiten, die diese erst in den Stand setzen, anderen Staaten nicht erst in Kriegen Machtfragen aller Art aufzumachen, also sich in die Angelegenheiten der Souveränität anderer Staaten einzumischen, Einmischungen aller Art, für deren Ausfechtungen auch nicht erst in Kriegen die Bürger mit der Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen den Preis bezahlen müssen, den sie dann im Krieg mit ihrer kompletten Existenz zur Verteidigung der Existenz dessen, der ihnen diese aberwitzige staatlich regulierte und auf den Dienst an seinen Machtinteressen ausgerichtete Lebensweise aufzwingt. 

Daraus wird eigentlich auch deutlich genug, was in den Zeiten passiert, nach denen sich nur Leute sehnen, die par toutes  nicht mitkriegen wollen, dass es diese schönen Friedenzeiten sind, in denen alles für die Kriegsfähigkeit von Staaten von denselben Leuten aufgebaut wird, die dann in den Kriegen für ihre Staaten verheizt werden. Und damit wird eigentlich auch deutlich, was das einzige ist, was man tun kann, um sich Kriege vom Hals zu halten, inklusive der dann fälligen Zumutung, ausgerechnet für die, die diese Kriege anzetteln und dafür schon in schönsten Friedenzeiten sich ganz sicher sind, dass ihre politische Mission ohne eine üppige Ausstattung mit militärischen Gewaltmitteln auf Dauer nicht auskommen kann, in den allzeit fälligen Kriegen sein Leben aufs Spiel zu setzen.


Posted

in

by

Tags:

Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *